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Am längeren Hebel

 

Wenn das so einfach wäre. Der längere Hebel. Dann müsste man den einfach nur umlegen, also den Hebel, und schon könnte eine Telefonnummer, die jahrelang an der gleichen Adresse wohnte, auch wieder dort wohnen. Neuer Kunde gleiche Nummer, ein leichte Nummer, pardon, eine leichte Angelegenheit - hätte das sein können.

 

So einfach ist das aber nicht. Kann es gar nicht sein. Wo kämen wir denn dahin, wenn ein Telekommunikationsanbieter, dessen Namen hier nicht genannt werden soll, eine leichte technische Angelegenheit  einfach nur leicht machen würde.

 

So habe ich innerhalb einer Woche 15 verschiedene Mitarbeiter kennengelernt.  Ich habe auch 15 verschiedene Aussagen zum gleichen Vorgang kennengelernt und vor allem habe ich mich selbst wieder ganz neu kennengelernt. Bislang brachten mich nur Menschen zum Weinen, die mir persönlich schon mal nahe standen oder stehen. Dass das auch bei wildfremden geht, war  eine neue Erfahrung.

 


Schutzschirm alleine reicht da nicht mehr...Schutzschirm alleine reicht da nicht mehr...

Innerhalb nur einer Woche hatten mich die Unglaublichkeiten weich gekocht.  Beispiel gefällig?

„Sie haben doch schon heute Vormittag angerufen!!!“ war der erzieherische erste Satz einer CallCenterMitarbeiterin. Ich denke, sie war zuvor entweder Gouvernante oder Gefängniswärterin. „Und noch einmal: Sie HABEN eine e-mail erhalten! Soll ich es Ihnen noch einmal wiederhoooolen?“ Dass ich  tatsächlich keine email erhalten hatte, auch keine sms wie angekündigt, wollte sie mir einfach nicht abnehmen. Auf meine Bitte hin, vielleicht die Handynummer und email-adresse nochmals abzugleichen, da ich nicht zum ersten Mal ohne ausgegangen war, dazu  war sie nicht bereit. Und auf die Bitte hin, nicht mit mir zu reden wie mit einem Kleinkind, kam sie erst richtig in Fahrt -und legte dann auf.

 

Ein  freundlicherer Kollege meiner Gouvernante fand nach langem Bemühen heraus, dass eine seiner Kolleginnen nicht fähig war, trotz Buchstabieren, die e-mail Adresse richtig zu hinterlegen – übrigens meine Handynummer auch nicht. Aber er konnte das! Endlich! Endlich kam nur kurze Zeit später die ersehnte e-mail. Also gut, nicht die ersehnte, aber zumindest hatte ich Post von der deutschen Anbieter-Gesellschaft. Dass es nicht die richtige war, war mir fast schon egal. Ich hatte ja die Freiheit und technische Möglichkeit, bei meinem Handy auf Wahlwiederholung zu drücken.

 

Ganz besonders möchte ich mich nach einer Woche bei den vielen Auszeiten vom Alltag bedanken. Mein Leben so lange in Warteschleifen zu verbringen hatte etwas, das mir bislang eher aus dem meditativen Bereich bekannt war:

Einfach einmal nichts tun. In dieser Woche habe ich im Gesamten locker über zwei Stunden mit „Nichtstun“ verbracht.

Dafür waren die sehr kurzen aber hoffnungslosen Telefonate umso energiegeladener. Ja ich möchte ich sagen, sie wirkten wie Aufputschmittel. 

 

 

Hatte ich schon erwähnt, dass ich mit meinem Textbüro eine geschlagene Woche ohne Festnetz und Internet geblieben bin und das bei schlechter Empfangslage auch für Handy hier am Ort? Aber was macht das schon. Ich war nicht einsam. Schließlich lernte ich täglich neue Menschen kennen….

 

Hatte ich schon erwähnt, dass ich den Auftrag bei dieser deutschen Kommunikations-Anbieter-Gesellschaft bereits Anfang Mai gestellt hatte und nun Ende Juli immer noch keine Auftragsbestätigung noch Zugangsdaten vorliegen hatte? Dass „meine“ Brief-Post einfach an irgendeine andere Adresse geschickt wurde, wie sich später herausstellte?

 

 

 

 

 

Habe ich schon erwähnt, dass ich bisher nicht zu Gewalt neigte?

 

Habe ich schon erwähnt, dass ich nach 6 Tagen Stellungskrieg aufgegeben habe und völlig entkräftet doch noch einmal in den nahe gelegenen Shop  gegangen bin, und mir dort Luft zu machen, um dort letzte Hilfe (bei meinem Blutdruck fast schon Erste Hilfe) zu erhoffen? Ein Engel mit schwarzen langen Haaren nahm sich meiner an und hatte richtig viel Müll aufzuräumen. Die Kollegen, keine Engel da bin ich mir sicher, hatten in den letzten Wochen schief laufen lassen, was schief zu laufen lassen war.

Diese Stunde vor Ort gönnte ich mir. Mit vielen Telefonaten, Kopfschütteln, Unverständnis aber mit großem Know-How hatte sie das Chaos ihrer Kollegen beseitigen können. Zuhause angekommen war ich innerhalb einer viertel Stunde wieder vernetzt mit der Welt und vor allem mein Büro wieder handlungsfähig.

 

Ich hatte den richtigen Hebel gefunden. Der richtige Mensch am richtigen Ort. Und das nach nur 7 Tagen....